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Das Wunder aus Licht und Gebeten

Samtgemeinde Grasleben, den 21. 11. 2014

Quelle Text: Cornelia Bosse / Volksstimme

Quelle Bilder: Dieter Trapp

 

Genau 25 Jahre nach der Grenzöffnung zwischen Weferlingen und Grasleben fanden sich beide Seiten noch einmal an dieser Stelle zu einem Gedenken zusammen. Das Stück deutsch-deutscher Geschichte ist auf einer neuen Schautafel verewigt.

 

Emotional, bewegend und nachdenklich stimmend - so lässt sich zusammenfassen, was die Gemeinde Grasleben und die Stadt Oebisfelde-Weferlingen am Dienstagabend, genau 25 Jahre nach der Grenzöffnung zwischen Weferlingen und Grasleben, auf die Beine gestellt hatten.

 

Mit einem Festgottesdienst in der St.-Lamberti-Kirche wurde zunächst an die monatelangen, friedlichen Ereignisse erinnert, die schließlich zum Fall der Mauer zwischen beiden deutschen Staaten geführt hatten. Zentrale Orte des friedlichen Protestes gegen die DDR-Diktatur waren die Kirchen, nicht nur in Magdeburg und Haldensleben, sondern auch in kleineren Orten wie Weferlingen, erinnerte Pfarrer i.R. Klaus Ingelmann an die Ereignisse der Vorwendezeit. "Das Bewegendste war nicht die Öffnung der Mauer, sondern die Ereignisse davor. Der Christ hatte um Gottes Beistand gebetet", so Klaus Ingelmann, aber auch Nicht-Christen seien damals in die Kirchen gegangen. "Das waren Lichter und Gebete und Gottes Kraft", sagte Pfarrerin Martina Kraft. So sei das Wunder einer friedlichen Grenzöffnung zustande gekommen, an das am Dienstag erinnert werden sollte. Gemeinsam mit Erna Kasparek von der Katholischen Gemeinde Weferlingen und Pfarrer Dr. Julius Folo Kafuti von der Katholischen Kirche Grasleben sowie Paul-Arthur Hennecke von der Evangelischen Kirche aus Grasleben wurde in der sehr gut besuchten Lambertikirche ein ökumenischer Gottesdienst gestaltet.

 

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Kantorei Weferlingen unter der Leitung von Monika Wrobel und dem Männergesangverein Grasleben unter der "Wir haben für nahezu jeden zweiten Besucher unserer Kirche eine Fackel, nutzen Sie sie", lud Kirchenältester Hartmut Goetsch im Anschluss zum Fackelumzug zur ehemaligen Grenze zwischen Weferlingen und Grasleben ein.

 

Begleitet und abgesichert von der Freiwilligen Feuerwehr Weferlingen machten sich Weferlinger und Grasleber gemeinsam auf. "Der Weg zum 9. November 1989 war das Beeindruckendste", sagte Landrat Hans Walker. Es habe viele ängstliche Menschen gegeben, die damals nicht wussten, wohin ihr Wille sie führen würde, aber sie hätten ihre Angst überwunden. Sie hätten gewusst, dass die Zeit reif dafür war.

 

Graslebens Samtgemeindebürgermeister Gero Janze sprach vom Aufbegehren eines ganzes Volkes. Dieses Ereignis vor 25 Jahren stelle einen geschichtlichen Meilenstein dar, der seinesgleichen sucht. "Die Jüngeren unter uns kennen nur noch die braunen Schilder, die an die Grenze erinnern", meinte Silke Wolf, Bürgermeisterin von Oebisfelde-Weferlingen. Ihnen ein  Ort der Erinnerung zu schaffen, der zum Nachdenken anregt, seien heute viele Menschen gekommen. Nun gelte es, gemeinsam eine Zukunft zu gestalten – ohne Mauern in den Landschaften, den Köpfen und den Herzen.

 

Bewegende Worte fand noch einmal Klaus Ingelmann, der daran erinnerte, dass vor 25 Jahren ein Kreuz von Weferlinger Seite an die Grenze geschafft und in den gefrorenen Boden eingelassen worden war. Um die Jugend von heute an die Ereignisse von damals heranzuführen, hat das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Weferlingen die Patenschaft über den neuen Gedenkort übernommen, dessen Schautafel im Anschluss von den Ortsbürgermeistern Hans-Werner Kraul aus Weferlingen und Veronika Koch aus Grasleben gemeinsam enthüllt wurde.

 

Die Pflegepatenschaft übernehmen jeweils die 7. Klassen und geben sie dann im nächsten Schuljahr weiter, sagte Schulleiterin Kornelie Wahner-Willems. So hautnah ließe sich Geschichte am besten begreifen. Neben der Schautafel zur Erinnerung wurde auch eine neue Sitzecke aufgestellt, die zum Verweilen einlädt.

 

Mit Erbsensuppe und Glühwein konnten sich die zahlreichen Besucher direkt an der Landesstraße stärken, bevor sie ihren Heimweg, egal, ob nach Osten oder Westen, antraten.

 

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