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Wenn es brennt, bleibt die Arbeit liegen

Samtgemeinde Grasleben, den 09. 02. 2015

Quelle Text und Foto: Helmstedter Nachrichten vom 07.02.2015  (Sebahat Arifi)

 

Nicht jeder Chef zeigt Verständnis, wenn die Mitarbeiter zum Feuerwehreinsatz gerufen werden.

 

Wie reagieren eigentlich Arbeitgeber, wenn Mitarbeiter ihren Posten verlassen, weil sie zu einem Feuerwehreinsatz gerufen werden? Um den Großbrand am Schützenwall in Helmstedt in den Griff zu bekommen, waren ab Montagmittag beinahe 260 Kräfte notwendig. Potenziell blieben also ab dem Zeitpunkt 260 Arbeitsplätze unbesetzt.

 

Das mache nicht jeder Chef mit, viele auch nur mit Zähneknirschen, berichtet Kreis-Feuerwehrsprecher Andreas Meißner. "Einige nehmen es bloß hin, weil sie wissen, sie könnten selbst mal Hilfe gebrauchen. Aber es kommt immer ganz stark auf die Firma an. Es gibt auch Berufe, bei denen man nicht einfach alles stehen und liegen lassen kann, im Pflegebereich etwa", macht er deutlich.

 

Ein positives Beispiel erlebt Graslebens Ortsbrandmeister Christoph Hasenfuß. Er selbst und viele weitere Feuerwehrkollegen seien bei Esco in Grasleben beschäftigt, "und da ist es überhaupt kein Problem, bei Alarm den Arbeitsplatz zu verlassen". Beizeiten komme das sogar relativ oft vor. "Wir hatten auch schon Phasen, da mussten wir zwei Mal am Tag losfahren." Ergänzend fügt er an, dass sein Arbeitgeber die Arbeitsausfälle nie bei der Gemeinde geltend mache, obwohl es ihm zustünde.

 

Dass nicht jeder soviel Unterstützung erfährt, erlebt Hasenfuß vor allem bei den jüngeren Mitgliedern, die zum Teil auch in sehr großen Unternehmen beschäftigt seien: "Bei manchen sagen die Chefs klipp und klar, dass sie nicht rausfahren dürfen. Andere dürfen, es solle aber nicht zur Gewohnheit werden - was auch immer das heißt." Er zeigt aber auch Verständnis, schließlich hätten die Firmen auch viele Nachteile durch ständig fehlende Leute.

 

Ulrich Grüne aus Königslutter zeigt, dass es auch anders geht. Er ist Inhaber einer Sanitär- und Heizungsbaufirma mit sechs Beschäftigten. Davon sind vier bei der Feuerwehr, auch sein Schwiegersohn. "Also am Montag war es ganz extrem. Durch die kurzen Ferien waren zwei im Urlaub, drei mussten zum Löschen nach Helmstedt fahren, und plötzlich stand nur noch einer alleine da", erzählt er. Wenn der Anruf käme: "Ich bin dann mal weg, die Gasleitung ist abgedichtet", gelte es, schnell zu reagieren und umzuorganisieren. "Wir versuchen, die Baustellen sofort zu betreuen, andere Termine müssen dann erstmal abgesagt oder verschoben werden."

 

Die Reaktion der Kunden sei dabei meist sehr verständnisvoll. "Also eigentlich haben wir noch niemanden gehabt, der wirklich sauer war", resümiert Grüne. Für den Chef bedeutet diese Personallage einen hohen Aufwand, der auch Kosten für sein kleines Unternehmen verursache. Die Arbeitsausfälle mache er deshalb bei der Stadt geltend.

 

Für sein Engagement wurde Ulrich Grüne im vergangenen Jahr als "Partner der Feuerwehr" geehrt. Eine Auszeichnung, die der Landesfeuerwehrverband zusammen mit dem Land Niedersachsen vergibt. "Bei der Ehrung habe ich gehört, dass es wohl Kollegen gibt, die nicht einstellen, wenn jemand bei der Feuerwehr ist", erinnert er sich. Nachvollziehen könne er das nicht. "Meine Erfahrung ist, wenn solche Leute im Privatleben engagiert sind, dann sind sie es auch im Berufsleben."

 

"Es gibt Kollegen, die nicht einstellen, wenn jemand bei der Feuerwehr ist."

Ulrich Grüne, Firmeninhaber, wurde für sein Engagement vom Land geehrt.

 

Ein wenig ist Ruhe eingekehrt an der Brandstelle am Schützenwall. Am Montag waren fast 260 Einsatzkräfte notwendig, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern - nicht immer zur Freude aller Arbeitgeber.

 

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