Großes Interesse an Wolfs-Infoveranstaltung
Rund 200 Menschen verfolgten am Mittwochabend in der Haupt- und Realschule Königslutter die Informationsveranstaltung zum Wolf. Insgesamt 2500 Personen sahen die Diskussion per Livestream im Internet.
Hans Jörg Schrader, Referatsleiter Artenschutz im Niedersächsischen Umweltministerium erklärte in seinem gut 45 minütigen Eingangs-Vortrag vor allem die Fakten zur Rechtslage: Wie stark und durch welche Gesetze ist der Wolf als Art geschützt? Welche Möglichkeiten gibt es, vor allem Nutztiere vor Rissen zu schützen? Und welche welche Chancen hätte eine mögliche Abschussgenehmigung? Schrader machte deutlich:
„Der Wolf wird in der Region bleiben.“
Eine vollständige Vertreibung oder gar „Ausrottung“ werde es nicht geben. Aber Tierhalter könnten sich auch schützen: Herdenschutz durch ausreichende Zäune oder auch Hütehund würden helfen. Anwohnerinnen und Anwohner, die mit ihren Haustieren draußen unterwegs sind, sollten sich nicht zu viele Sorgen machen, auch wenn er ihre Ängste gut verstehe. Übergriffe auf Menschen gebe es bisher nicht und seien nur in extremen Ausnahmefällen und bei Fehlverhalten gegenüber dem Raubtier zu befürchten.
Bei den Anwesenden hatte der Artenschutzexperte damit zum Teil einen schweren Stand. Vielen Menschen brannten Fragen unter den Nägeln: Warum brauchen wir überhaupt den Wolf? Wie gefährlich ist das aktuell aktive Rudel im Raum nördlich von Königslutter? Und sind die normalen Verhaltensregeln (siehe Folien im Anhang) noch ausreichend für ein ganzes Rudel, das im Landkreis Helmstedt mutmaßlich für mehr als ein Dutzend Risse mit über 150 toten Tieren verantwortlich ist?
Die anschließende Diskussion unter Moderation von Alexander Hoppe, Bürgermeister in Königslutter am Elm, verlief überwiegend sachlich. Und trotz mancher Emotionen konnten alle Meinungen vorgetragen werden: Der Wolf sei nicht die invasive Art, er habe immer in Europa und hierzulande gelebt, sei nur vom Menschen getötet und vertrieben worden. Wenn er sich jetzt wieder ansiedele, sei das richtig und die Menschen sollten sich mit dem Raubtier arrangieren und lernen, zusammen zu leben, so eine Stimme aus dem Publikum.
Schrader plädierte für einen Mittelweg: Auch für ihn sei der Wolf hierzulande keine bedrohte Art mehr, die mit dem höchsten Schutzstatus versehen werden müsste. Er sei daher für ein regulierendes Wolfsmanagement, allerdings brauche dies Zeit und die Mithilfe der Bevölkerung: „Bitte melden Sie alle Sichtungen von Wölfen! Nur wenn wir ausreichend Daten haben, können wir auch handeln!“
Landrat Gerhard Radeck machte deutlich, dass er mehr erwarte als Warten auf eine Änderung der Rechtslage: Der Wolf müsse auch Grenzen gesetzt bekommen. Die Angst der Menschen und das Leid von Tieren und ihren Haltern seien ernst zu nehmen. Außerdem könnten durch in Panik flüchtende Weidetiere auf Straßen erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit entstehen. Der Landkreis werde daher sehr sorgsam alle Fakten sammeln und eine Ausnahmegenehmigung zur Entnahme von Wölfen prüfen und – wenn rechtlich möglich – auch erteilen:
„Wenn das dann beklagt wird und ein Gericht sagt, das geht nicht, haben wir das hinzunehmen. Aber den Versuch sind wir unseren Bürgerinnen und Bürgern wenigstens schuldig!“ so Radeck.
Die Info-Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Neben den rund 200 Gästen im Forum der Haupt- und Realschule Königslutter – einige Plätze blieben leer, weil nicht alle Angemeldeten erschienen sind – verfolgten insgesamt 2500 Personen den Livestream, bis zu 700 gleichzeitig.
Für alle Interessierten, die noch einmal nachlesen möchten, stehen die Folien mit allen Informationen und Links zum Vortrag von Hans-Jörg Schrader auf der Internetseite des Landkreises zum Download bereit unter www.landkreis-helmstedt.de/Wolfsinfo.
Bild zur Meldung: Bildquelle: Landkreis Helmstedt