Grasleben
Größtes Dorf und Sitz der Samtgemeinde ist Grasleben, das urkundlich das erste Mal um 1150 genannt wird. Auch im 12., 13. und 14. Jahrhundert finden wir Nennungen sowohl in den Urkundenbüchern des Erzstifts Magdeburg als auch in den Werdener Urbaren (St. Ludgeri, Helmstedt). Im Mittelalter scheint Grasleben zum Bereich des Schlosses Weferlingen gehört zu haben, das bis 1491 im Besitz der Familie von Hondelage war. Der Streit um die Landeshoheit war gleichzeitig ein Streit um die kirchliche Zugehörigkeit. Obwohl der Herzog 1628 Grasleben kirchlich dem Kloster Mariental zugeordnet hatte, zogen sich die Auseinandersetzungen noch über 40 Jahre hin, endeten aber mit Graslebens Verbleib bei Mariental. Erst im Königreich Westfalen 1807 bis 1813 wurde Grasleben politisch erneut dem Kanton Weferlingen zugeordnet. Danach gehört es zum Kreisgericht Königslutter, ab 1825 zum Kreisamt Helmstedt und seit 1850 zur Kreisdirektion Helmstedt und zum Amtsgericht Helmstedt. Landbesitz in Grasleben hatten sowohl das Kloster St. Ludgeri (Helmstedt) als auch das Kloster Mariental, das schon 1261 den Zehnten erwarb. Das Klostergut in Grasleben ging 1879 in Privatbesitz über. Nachdem sich verschiedene Schürfversuche nach Steinkohle 1827 und 1887 als unrentabel erwiesen, stellte man diese Versuche 1888 ein.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Graslebens Landwirtschaft durch den lohnenden Zuckerrübenanbau einen wirtschaftlichen Aufschwung, der seinen Höhepunkt in der Gründung der Zuckerfabrik Weferlingen (1877) hatte, an die alle Graslebener Landwirte ihre Zuckerrüben lieferten. Dieser erneuten wirtschaftlichen Orientierung nach Weferlingen, die nicht bei den Zuckerrübenlieferungen blieb, sondern später auch den Strombezug aus der Überlandzentrale Weferlingen umfasste, folgten auch kulturelle Bindungen. Viele Graslebener besuchten die Mittelschule bzw. die Freiherr-vom-Stein-Oberschule in Weferlingen, die 1926 gegründet wurde. Sogar im Telefonverkehr gehörte Grasleben zum Ortsnetz Weferlingen.
War Grasleben früher ein reines Bauerndorf, so änderte sich das um die Jahrhundertwende. Die Gründung der Brauerei Allerthal 1899, die später noch die Erzeugung von Gummiwaren aufnahm, und die Errichtung der Kali- und Salzschächte der Gewerkschaft Braunschweig-Lüneburg ab 1910, die sich ab 1922 auf die ausschließliche Förderung von Steinsalz spezialisierten, machten Grasleben auch zum Industriedorf. 1905 hatte man noch eine Kurhausgesellschaft gegründet und ein Sanatorium und ein Kurhaus gebaut. Da die Kurgäste ausblieben, verkaufte man das Sanatorium an die AOK Braunschweig und das Kurhaus an einen Gastwirt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden durch die Ziehung der Zonengrenze 1945 Graslebens wirtschaftliche Verbindungen nach Weferlingen zerrissen. Es musste eine völlige wirtschaftliche Umorientierung erfolgen.
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